Digitale Fotografie – Vorteile und Nachteile

Die Digitalisierung begleitet uns seit Jahrzehnten in allen Lebensbereichen. Wir empfangen Digitalradio und Fernsehen, streamen Inhalte, lesen unsere Bücher am E-Book-Reader und die wenigen Briefe, die wir im Postkasten vorfinden, stammen aus einem Drucker. Viele Lebensbereiche haben einen grundsätzlichen Wandel erleben müssen. In vielen Bereichen ist Infrastruktur entweder verschwunden, oder hat sich flexibel an die neuen Herausforderungen anpassen müssen. Eine besonders große Veränderung gab es im Bereich Fotografie. Digitale Fotografie ist heute der Standard. So wie Vinyl-Schallplatten nur noch von wenigen Anhängern am Leben gehalten werden, so ist auch die analoge Fotografie heute weitgehend ausgestorben. War es früher eine Wissenschaft, die nur mit teurer Technik und umfassendem Wissen über Blende, Belichtungszeit und die vielen anderen Einstellmöglichkeiten der Kameras sinnvoll möglich war, so kann heute jedes Kind Fotos machen. Auch die Kosten für ein Foto sind deutlich gesunken. Statt die Filme aufwändig zu entwickeln ist das Ergebnis der digitalen Fotografie unmittelbar verfügbar. Was aber sind die Vorteile und Nachteile der digitalen Fotografie?

Was bedeutet digital?

Klären wir zuerst einmal den Begriff digital. Was sind die Unterschiede zwischen digital und analog? Das lässt sich anhand einfacher Beispiele leicht erklären. Nimmt man beispielsweise den Minutenzeiger einer Uhr, dann beschreibt dieser Zeiger bei einer analogen Uhr eine Drehung um 360 Grad im Laufe einer Stunde. Theoretisch dreht er sich dabei konstant mit einer so geringen Geschwindigkeit, dass er eben eine ganze Stunde benötigt um die Runde zu vervollständigen. Zu jedem Zeitpunkt hat die Spitze des Zeigers eine individuelle Position. Sie ist permanent in Bewegung. Nimmt man die Anzeige einer Digitaluhr, dann stellt man fest, dass die Anzeige der Minuten hier jeweils eine Minute stillsteht. Sie startet bei 00 und endet bei 59. Insgesamt kann sie 60 Werte anzeigen. Innerhalb einer Minute bleibt der Wert gleich. Während also der Zeiger jede mögliche Position am Ziffernblatt irgendwann erreicht, lässt die digitale Anzeige große Bereiche einfach aus. Genauso ist es beispielsweise mit einer einfachen Strichzeichnung.

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Die analogen Anfänge der Fotografie liegen weit zurück. Heute ist das Fotografieren weit verbreitet und fast ausschließlich digital

Pixel

Zeichnet man mit einem Stift ein Strichmännchen, dann besteht dieses am Ende aus durchgehenden Strichen. Auch unter einer Lupe bleiben die Striche, aus denen das Männchen besteht, durchgehende Striche. Nimmt man ein Zeichenprogramm und zeichnet auch hier ein Strichmännchen, dann sieht es auf den ersten Blick genauso aus, wie auf dem Papier. Um das Strichmännchen zu vergrößern braucht man am Bildschirm keine Lupe. Vergrößert man die Zeichnung ausreichend, dann wird klar, dass die Striche am Bildschirm aus vielen einzelnen Punkte bestehen. Die Linien bestehen aus rechtecken und Quadraten. Besonders in den Bögen der Linien, oder bei schräg verlaufenden Linien wird das deutlich. Auch hier fehlt Information. Einem digitalen Inhalt liegt immer ein Raster zugrunde. Es gibt eine endliche Anzahl an Positionen und an jeder Position eine Information. Auf einem Bildschirm sind das beispielsweise 1.920 mal 1.080 Bildpunkte, die jeweils eine Farbe anzeigen können. Auf einem solchen Monitor werden die angezeigten Bilder also in etwas mehr als 2 Millionen Bildpunkte zerlegt.

Auflösung

Das stört unser Gehirn in den meisten Fällen nicht. Es ergänzt einfach die fehlenden Informationen und sorgt dafür, dass ein Kreis am Bildschirm auch wie ein Kreis wahrgenommen wird. Allerdings handelt es sich dabei in Wirklichkeit um ein Vieleck mit sehr vielen Ecken. Analoge Inhalte enthalten also endlos viele Informationen. Ein Bleistiftstrich kann unter dem Mikroskop betrachtet immer mehr vergrößert werden und bietet immer mehr Informationen über seine Kanten. Eine digitale Information ist durch die Auflösung limitiert. Sie enthält eine endliche Menge an Informationen. Auch eine Vergrößerung bringt keine neue Informationen ans Licht. In der digitalen Fotografie bedeutet das also, dass auch das beste Digitalfoto deutlich weniger Informationen enthält, als ein analoges Bild. Betrachtet man beide unter einer Lupe, stellt man schnell fest, dass das analoge Bild mehr Informationen enthält, als das digitale Bild.

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Das Fotografieren ist ein weit verbreitetes Hobby

Auflösungsvermögen und Megapixel

Allerdings kann auch der Film, auf dem die Bilder belichtet werden nicht unendlich viele Informationen speichern. Man spricht auch bei analogen Filmen von einem Auflösungsvermögen. Dieses sagt aus, wieviele Linienpaare pro Millimeter noch erkennbar sind. Bei guten Filmen sind das etwa 150 Paare. Bei modernen Digitalkameras werden heute mehr Informationen über den Bildsensor erfasst. Die Canon 5D Mark IV, eine professionelle digitale Vollformatkamera, bietet eine Auflösung von 30,4 Megapixeln. Konkret sind das pro Millimeter Bildsensor mehr als 186 Pixel. Die höhere Auflösung der analogen Kameras ist also kein Argument mehr für die analoge Fotografie. Allerdings bekommt man bei der analogen Fotografie eine vergleichbare Auflösung für wesentlich weniger Geld. Die 5d Mark IV kann man ohne Objektive für 2.500 Euro kaufen. Ausgezeichnete analoge Kameras bekommt man für weit unter 500 Euro. Oft kann man auch für unter 100 Euro ein tolles Gerät bekommen.

Der Kostenfaktor

Die Kosten für eine analoge Kamera sind heute deutlich geringer, als für vergleichbare Digitalkameras. Ehemalige High-End-Ausrüstung ist heute absolut erschwinglich und über den Gebrauchtmarkt leicht zu bekommen. Die Kosten beziehen sich allerdings nur auf die Ausrüstung selbst. Bei einer Digitalkamera hat man im Prinzip alles mit dem Kauf der Kamera und der Objektive erledigt. Bei der analogen Kamera braucht man einen Film, der nach der Belichtung auch entwickelt werden muss. Die Negative können dann entweder eingescannt, oder auf Fotopapier übertragen werden. Ein Kleinbild-Film kostet etwa 15 Euro für 24 Bilder. Die Entwicklung des Filmes und das Einscannen kostet, wenn man es durch ein spezialisiertes Unternehmen erledigt zwischen 10 und 15 Euro. Pro Bild muss man also mit etwa einem Euro an Kosten rechnen. Dafür erhält man in den meisten Fällen allerdings auch gleich einen Abzug.

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Der Film ist zentraler Bestandteil der analogen Kamera, Kostenfaktor und verantwortlich für die Qualität der Bilder

Fotografieren

Vinyl-Schallplatten bieten einen ausgezeichneten Vergleich zur analogen Fotografie. Niemand, der sich nicht wirklich für Musik interessiert, wird statt der elektronischen Streamingdienste auf die umständlichen Langspielplatten zurückgreifen. Ähnlich ist es mit der Analogfotografie. Es ist nicht einfach, mit einer analogen Kamera gute Bilder zu machen. Die Kameras unterstützen nicht mit Automatik und man bekommt kein unmittelbares Feedback. Die Vollautomatik bei einer digitalen Spiegelreflexkamera stellt alles richtig ein und der Autofokus sorgt auch noch dafür, dass das Bild scharf wird. Der Anspruch an den Fotografen ist sehr niedrig. Im Prinzip reicht es aus, die Linse auf das Motiv zu richten und abzudrücken. Anders sieht das bei der analogen Fotografie aus. Hier braucht man einen Belichtungsmesser und muss danach Blende und Belichtungszeit einstellen. Die Lichtempfindlichkeit, die bei der Digitalkamera ebenfalls verändert wird, ist durch den Film vorgegeben.

Entschleunigung

Allerdings bringt das analoge Fotografieren auch eine Entschleunigung mit sich. Jedes mal, wenn man den Auslöser betätigt, entstehen Kosten. Damit plant man seine Bilder und nimmt sich viel Zeit für die Wahl von Motiv, den eigenen Standpunkt und die Einstellung der Kamera. Läuft man mit einer Digitalkamera durch eine Herbstlandschaft, dann entstehen Hunderte von Bildern. Die werden direkt danach am Display der Kamera betrachtet und später nachbearbeitet. Fehler in der Belichtung und andere Kleinigkeiten werden verändert und das Ergebnis ist ein schönes Bild. Allerdings entstehen auf diese Weise eben Hunderte Bilder von mehr, oder weniger demselben Motiv. Auch wenn sich unter den Fotos auch das eine, oder andere wunderbare Kunstwerk findet, ist das eher dem Zufall und der statistischen Wahrscheinlichkeit geschuldet, als der Auseinandersetzung mit dem Motiv und der Kamera. Die analoge Fotografie bringt also insgesamt weniger Bilder, verlangt mehr Wissen über das Handwerk der Fotografie und führt dazu, dass der Fotograf sich mehr Zeit für ein Bild nimmt.

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Auch gebrauchte Digitalkameras bekommt man recht günstig. Analoge Kameras werden weit unter dem Wert gehandelt

Fotoalben

Das Ergebnis sind viele sehr gute und wohlüberlegte Fotos. Versuche eine besondere Stimmung einzufangen und einen Moment in das Bild zu bannen. Am Ende steht kein Terrabyte an Fotodateien, sondern ein Karton, eine Schublade, oder eine Mappe mit Negativen. Will man die Bilder sehen, dann muss man einen Abzug davon herstellen, oder herstellen lassen. Fotoalben durchzublättern sorgt für besondere Gefühle. Auch das Befüllen der Alben ist etwas besonderes. Auch hier geht die Qualität vor Quantität. Aber Fotoalben sind nicht die einzige Möglichkeit Fotos zu präsentieren. Sieht man sich das Angebot von Anbietenr, wie Fotoalben-Discount an, dann findet man Fotokartons, unterschiedliche Arten und Designs von Alben, Einsteckbücher und Leporellos. Natürlich kann man seine Fotos auch in Bilderrahmen präsentieren. Ein Schicksal, das der überwiegenden Mehrheit der digitalen Fotos verwehrt bleibt.

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Hunderte bis Tausende Bilder erzeugt man, wenn man mit der Digitalkamera unterwegs ist. Auch mit dem Smartphone werden jede Menge Bilder geschossen

Die Unterschiede

Die Kosten für die Ausrüstung liegen bei der Analogfotografie weit unter denen der Digitalfotografie. Dafür entstehen pro analogem Bild Kosten für Film und Entwicklung. Während bei der Digitalfotografie meist Hunderte von Bildern entstehen, fotografiert man digital überlegter und plant die Bilder. Wer analog fotografiert muss auch ohne die Unterstützung der Elektronik auskommen. Handwerklich ist die analoge Kamera anspruchsvoller. Allerdings kann das auch ein Nachteil sein. Schnappschüsse lassen sich fast nicht umsetzen. Bis die Belichtung gemessen, die Kamera eingestellt und in Stellung gebracht ist, ist der Moment schon lange vorbei. Da ist eine Digitalkamera wesentlich geeigneter. Auch kann man ungünstige Bedingungen bei der Aufnahme noch in der Nachbearbeitung ausgleichen.

Selfiekultur

Die digitale Fotografie ist heute, dank der Smartphones auch weit verbreitet. Jeder hat heute eine hochauflösende Digitalkamera in der Tasche und erstellt jeden Tag Fotos. So entstehen viele Schnappschüsse, die eine schöne Erinnerung an Reisen, Treffen mit Freunden und Feiern abgeben. Die digitale Fotografie hat also, anders als der analoge Fotoapparat, den Sprung in den Alltag geschafft. So wie heute jeder unterwegs in der Lage ist Filme zu streamen, Musik zu hören und Bücher zu lesen, so ist auch eine kleine Digitalkamera immer dabei. Fotografie ist zwar auch noch für viele Menschen ein Hobby, in das sie viel Zeit und Geld investieren, aber eben auch ein Teil unseres Alltags geworden. Man benötigt weder eine spezielle Ausrüstung, noch viel Können um den Alltag abzulichten.

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Schallplatten sind noch lange nicht ausgestorben. Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, bewußt Musik zu hören. Das kann bei der Fotografie auch passieren

Analoge Revolution

Manche Experten vermuten, dass die analoge Fotografie wieder zurückkehren wird. So wie die Vinyl-Schallplatten wieder zulegen. Sieht man sich die Verkaufszahlen an, dann sieht man eine exponentielle Steigung. Die Käufer steuern bewußt gegen den Mainstream. Das Anhören einer Langspielplatte ist eine bewußte Handlung und unterscheidet sich stark von der Art, wie heute Musik konsumiert wird. Genauso wäre es nicht verwunderlich, wenn auch die analoge Fotografie wiederentdeckt würde. Ein bewußter Akzent gegen unsere schnellebige Zeit und ein Schritt in Richtung Entschleunigung. Der wohl größte Unterschied zwischen der analogen und digitalen Fotografie ist der Zeitaufwand pro Bild. Ein gutes Bild, das mit einer Digitalkamera und Photoshop entstanden ist, ist nichts besonderes. Ein analoges Bild, das das Motiv perfekt in Szene setzt ist das Ergebnis akribischer Planung und dem Wissen und Können des Fotografen. Das steigert den idellen Wert eines analogen Fotos massiv.