Betrüger am Telefon – Ja sagen und andere Tricks

Grundsätzlich ist es verboten, jemanden unaufgefordert zu kontaktieren. Es gibt aber Organisationen, die genau das tun. Systematisch werden Telefonnummern angerufen und der Gesprächsleitfaden durchgegangen. Dabei ist der Verstoß gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb noch das kleinste Problem. Bei vielen dieser Betrüger am Telefon geht es um weit mehr als das. Systematisch werden Menschen nicht nur ohne deren Einwilligung kontaktiert, sondern auch betrogen. Die Geschichten der Betrüger am Telefon sind unterschiedlich, aber das Ziel ist meist ziemlich ähnlich. Es geht darum, dem Angerufenen ein Abo zu verkaufen. Besonders dreist ist eine Version dieser Anrufe, bei der später das Gespräch geschnitten wird. Die Einstiegsfrage „Hören Sie mich?“ ist ausreichend um das begehrte „Ja“ vom angerufenen zu hören. Rund um dieses Ja wird das Gespräch später so geschnitten, dass es als Einwilligung in einen Vertrag gilt. Man kann wenig dagegen tun, angerufen zu werden. Hat man einen solchen Betrüger erst am Ohr, gibt es eigentlich nur eine einzige Empfehlung. So rasch wie möglich das Gespräch zu beenden ist die beste und einzige Variante.

Kriminelle Energie

Jeder, der sich schon einmal mit der Bekämpfung von Kriminalität beschäftigt hat, weiß, dass eine enorme Kreativität hinter vielen Verbrechen steht. Ob es ein Diebstahl, oder eben Betrug ist, spielt hier meist keine Rolle. Verbrecher finden immer einen Weg, wie sie zum Erfolg kommen, ohne aufgespürt zu werden. Diese kriminelle Energie und diese Kreativität zeigt auch der Betrüger am Telefon. Sie erzählen eine Geschichte und manipulieren den Gesprächspartner so, dass sie zu ihrem Ziel kommen. Dazu verwenden sie ausgeklügelte Gesprächsleitfaden und sind gut geschult. Die professionelle Gesprächsführung und die meist plausible Geschichte, die die Betrüger erzählen, überzeugen viele Angerufene.

Glücksspielabo

Der Anrufer stellt sich als Vertreter eines Gewinnspielveranstalters, etwa der Gewinn AG vor und erläutert, dass man übersehen hat, ein Gewinnspielabo zu kündigen. Die ersten drei Monate wären kostenlos gewesen, aber nachdem man nicht schriftlich gekündigt hat, hat sich das Abo automatisch um neun Monate verlängert. Jetzt sind also neun Monate zu bezahlen. Pro Monat werden zwischen 60 und 70 Euro genannt. Im Laufe des Gesprächs zeigt sich der Betrüger aber kulant und bietet an, statt der vollen neun Monate auf eine kurze Laufzeit von 3 Monaten umzustellen. Damit sind lediglich drei Monate zu je 70 Euro zu bezahlen. Tatsächlich geht es nur darum, diese drei Monate zu verkaufen. Konkret schließt man im Rahmen des Gesprächs tatsächlich ein Glücksspielabo mit einer Laufzeit von drei Monaten ab.

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Gerne gibt man die Kontonummer bekannt, wenn es um die Auszahlung eines Gewinns geht. Dass später etwas abgebucht werden soll, ist zu dem Zeitpunkt noch nicht bekannt

Gewinnbenachrichtigung

Eine andere beliebte Masche ist die Gewinnbenachrichtigung. Der Betrüger am Telefon erzählt, dass man in der letzten Runde eines Preisausschreibens wäre. Man wurde in mehreren Vorrunden gezogen und ist jetzt in einem Pool aus z.B. 100 Teilnehmern gelandet. Die Chancen, einen der Hauptpreise zu gewinnen ist also sehr hoch. Aus diesem Grund will der Anrufer auch wissen, wofür man sich entscheiden würde, wenn man gewinnt. Als nächstes werden tolle Preise, wie Autos, Reisen, oder Fernseher aufgezählt und abgefragt, ob man den Preis, oder lieber einen Geldbetrag hätte, wenn man den Preis gewinnt.

Eine sichere Sache

Auf jeden Fall hat man aber einen stattlichen Betrag, beispielsweise 1.000 Euro in der Tasche. Ist man die Preise durchgegangen, kommt die Information, dass für die Finanzierung solcher Gewinnspiele natürlich jemand aufkommen muss. Also wird das Abo eines Sponsors angeboten, das man auch noch zu günstigen Konditionen bekommt. Genau darum ging es im ganzen Anruf. Hier sollte lediglich ein Zeitschriftenabo verkauft werden.

Psychologie

Die beiden Beispiele zeigen sehr schön, wie Betrüger am Telefon arbeiten. Sie versetzen den Angerufenen zuerst in einen Ausnahmezustand. Entweder sie drohen mit hohen Kosten, oder stellen attraktive Gewinne in Aussicht. Glaubt man die Geschichte, dann versetzt sie den Angerufenen entweder in Angst, oder in Freude. Auf jeden Fall wird die Wahrnehmung verändert. Durch die Androhung hoher Kosten, wie etwa neun Monate Abogebühren, hat man ein anderes Bezugssystem, in dem man Preise einordnet. Die drei Monate, die man schließlich angeboten bekommt, wirken damit gering und es entsteht das Gefühl viel Geld gespart zu haben.

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Ein Zeitschriftenabo für über 100 Euro im Jahr ist der eigentliche Zweck eines solchen Anrufs

Geld spielt keine Rolle

Auch die hohen Gewinne, die man in Aussicht gestellt bekommt, wirken genau so. Mindestens 1.000 Euro hat man gewonnen. Mit etwas Glück kann man sich auch über 50.000, oder sogar 100.000 Euro freuen. Durch die ausgiebige Diskussion über die Sachpreise und die Geldbeträge gewöhnt man sich an große Beträge. Das angebotene Abo wirkt daher nicht nur ausgesprochen billig, sondern ist auch noch eine Frage der Fairness. Schließlich hat man ja gerade 1.000, oder mehr Euro erhalten. Es ist nur gerecht, wenn man dafür ein günstiges Abo abschließt.

Ja sagen

Auch wenn man manipuliert und überrumpelt wird, hat man bei solchen Maschen immer noch die Möglichkeit das Gespräch zu beenden, oder ganz einfach nein zu sagen. Diese Chance hat man bei einer anderen Masche schon beim Gesprächseinstieg verwirkt. Hier wird man mit einer simplen Frage überrumpelt. „Hören Sie mich?“ lautet diese Frage und völlig automatisch antwortet jeder Mensch natürlich mit einem deutlichen „Ja“. Betrüger, die diese Masche anwenden, nutzen später dieses erste Wort, um es geschickt hinter einer ganz anderen Frage zu verstecken. Hier hat man nahezu keine Chance und wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, überrumpelt werden.

Gespräch beenden

Sobald man erkannt hat, dass es sich um einen Betrüger am Telefon handelt, kann man das Gespräch sofort beenden. Ist das direkt am Gesprächsanfang, dann ist es kein Problem, die rote Taste zu drücken. Ist man bereits im Gespräch, dann fühlt es sich nicht richtig an, die Verbindung einfach so zu trennen. Allerdings ist das die beste Variante. Diskussionen, spitzfindige Fragen und auch der Appell an das Gewissen des Anrufers sind reine Energieverschwendung.

Ja sagen, oder nicht

Die Betrüger sind gut geschult und echte Profis in dem was sie tun. Sie rufen im Akkord einen Menschen nach dem anderen an und haben meist viel Erfahrung in der Gesprächsführung. Zusammen mit einfachen psychologischen Tricks ist dieses Können ein großer Nachteil für uns, wenn wir angerufen werden. Damit man sich der Manipulation entziehen kann, sollte man bei Anrufen von unbekannten Nummern immer ganz bei der Sache sein.

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Die Anruferinnen sind gut ausgebildet. Oft sind die Callcenter im osteuropäischen Ausland und die Anruferinnen sprechen mit einem starken Akzent

Konzentration

Nur wenn man ganz bei der Sache ist, kann man Betrüger eindeutig erkennen und überlegt reagieren. Ein kurzes Hallo ist ausreichend als Grußformel. Danach lässt man die Geschichte des Anrufers erst einmal auf sich wirken und kann sich in Ruhe überlegen, wie man sich verhalten wird. Ist klar, dass es sich um einen Betrugsversuch handelt, dann wird das Gespräch sofort beendet. Sind noch Zweifel vorhanden, dann helfen Kontroll- und einfache Nachfragen.

Spamcheck

Wer ruft mich an? Wie heißt das Unternehmen und wo ist der Firmensitz. Woher genau stammen meine Daten? Diese und viele andere Fragen kann man stellen um abzuschätzen, wie viel Wahrheitsgehalt die Geschichte hat. Betrüger verstricken sich rasch in Widersprüche, oder tischen eine unlogische Geschichte auf. Auch wenn es schwierig ist, sollte man unbedingt aufmerksam zuhören. Oft ist es Teil der Gesprächsführung auf Fakten zu refenzieren, die falsch sind. Der Anrufer stellt eine Behauptung auf und stellt eine einfache Frage, ob man nicht auch derselben Meinung wäre, oder die Studie, oder was auch immer gelesen hätte. Hier zu widersprechen, oder mehr Details abzufragen kann rasch Klarheit bringen. Nicht selten beenden die Anrufer das Telefonat freiwillig, wenn man zu detailliert nachfragt.

Betrüger am Telefon

Ist man erst einmal in den Listen der Betrüger am Telefon geführt, wird man ständig angerufen. Die verschiedensten Maschen werden von freundlich, bis zu aggressiv vorgetragen. Mal wird man unter Druck gesetzt, mal zu einer Zusage bewegt, ohne dass man alle Informationen hat. Erkennt man den Anrufer als Betrüger, dann ist die beste Reaktion, das Gespräch zu beenden. Ansonsten lautet die Empfehlung genau zuzuhören. Was wird behauptet und wie genau lauten die Fragen. Bevor man antwortet, lohnt sich auf jeden Fall eine Nachfrage. So kann man den Anrufer aus dem Konzept bringen und gewinnt Zeit, nachzudenken, wie man antwortet. Besonders ein Ja muss wohlüberlegt sein.