Eltern kennen die Untersuchungen der Kinder in den ersten Lebensjahren. Ganz zu Beginn, meist noch in der Klinik, wird die Hüfte untersucht. Dabei erfolgt eine Einteilung in einen Typ und in vielen Fällen eine Behandlung. Die Kinder müssen breit gewickelt werden, tragen eine Spreizhose, oder sogenannte Zügel. Damit werden die Beine gespreizt und die Knie angehockt. Diese Stellung unterstützt die Reifung der Hüfte und sorgt dafür, dass das Kind keine Folgeschäden davon trägt. Aber warum ist die Hüfte beim Baby unreif? Das betrifft nicht nur Frühgeborene, sondern auch jene Kinder, die zum Termin, oder danach geboren werden. Es ist völlig normal, dass die Hüfte beim Baby noch nicht vollständig ausgereift ist. Damit ist die Geburt des Kindes erst möglich. Trotzdem kann es zu Problemen in der Hüfte kommen und eine Behandlung durch den Orthopäden ist zwingend erforderlich.
Babyhüfte
Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Der Oberschenkelknochen endet in einer Kugel, die etwa zur Hälfte in einer Gelenkpfanne steckt. Einerseits sorgt die Gelenkpfanne durch die Ränder dafür, dass der Oberschenkel nicht aus dem Gelenk rutscht, andererseits sorgen Bänder und Muskel für Stabilität. Beim Neugeborenen ist die Hüfte und der Oberschenkelknochen noch nicht verknöchert, sondern besteht aus weichem Knorpel. Das erleichtert die Geburt, hat aber den Nachteil, dass der Oberschenkelknochen aus der Gelenkpfanne rutschen kann. Die Ränder der Gelenkpfanne sind außerdem in vielen Fällen noch relativ flach. Man spricht dann von einer unreifen Hüfte. Je nachdem, welchen Typ Kinderarzt und Orthopäde diagnostizieren, ist eine unterschiedliche Behandlung, bis hin zu einer stationären Aufnahme und Fixierung der Hüfte notwendig.
Hüftultraschall
Zur Bestimmung der Hüfte führt der Kinderarzt eine Ultraschalluntersuchung der Hüfte statt. Dazu wird das Baby in eine Lagerungsschale gelegt, die es in Seitenlage hält. Die obenliegende Hüfte wird vom Arzt mittels Ultraschall untersucht. Im Rahmen der Untersuchung vermisst der Arzt drei Linien und zeichnet sie im Ultraschallbild ein.
- Die erste Linie ist die sogenannte Grundlinie. Sie verläuft vom obersten Erkerpunkt, wo sich Echo der Knorpelhaut mit dem Echo des Darmbeins treffen, tangential zum Darmbein.
- Die zweite Linie ist die Pfannendachlinie. Sie verläuft tangential zum knöchernen Pfannendach.
- Die dritte Linie ist die Ausstellungslinie. Sie wird zwischen dem knöchernen Erker, dem Punkt in der Gelenkpfanne, wo die konkave Wölbung sich zu einer konvexen ändert und dem Mittelpunkt der Hüftgelenkslippe.
Zwischen den drei Linien werden nun Winkel gemessen.
- Der Alpha-Winkel wird zwischen Grundlinie und Pfannendachlinie gemessen. Er beschreibt die Qualität der knöchernen Überdachung
- Der Beta-Winkel wird zwischen Grundlinie und Ausstellungslinie gemessen und beschreibt die Qualität der knorpeligen Überdachung
Liegt der Alpha-Winkel bei 60° ist die Hüfte ausgereift. Liegt der Alpha-Winkel darunter, ist die Hüfte unreif.
Hüfte Typ Ia und Typ Ib
Bei der Hüfte von Typ Ia und Typ Ib spricht man, wenn die Hüfte normal entwickelt ist. Unterschieden wird zwischen Typ Ia, bei dem der Beta-Winkel unter 55° liegt. Beim Typ Ib liegt der Beta-Winkel über 55°. Der Alpha-Winkel liegt über 60°. Bei Hüften von Typ Ia und Typ Ib gibt es keinen Handlungsbedarf. Die Hüfte ist normal entwickelt und auch ohne weitere Maßnahmen verknöchert sie korrekt.
Hüfte Typ IIa(+)
Beim Typ IIa(+) liegt eine verzögerte Entwicklung bis zum 3. Lebensmonat vor. Der Alpha-Winkel liegt zwischen 50° und 59°. Der Beta-Winkel über 55°. Beim Typ IIa(+) liegt keine Verzögerung in der Knochenentwicklung vor. Eine Hüfte vom Typ IIa(+) wird nicht behandelt, muss aber regelmäßig kontrolliert werden.
Hüfte Typ IIa(-)
Beim Typ IIa(-) liegen dieselben Werte für Alpha-Winkel (50°-59°) und Beta-Winkel (über 55°), wie beim Typ IIa(+) vor. Hier kommt noch eine Verzögerung in der Knochenentwicklung hinzu. Eine Hüfte vom Typ IIa(-) braucht eine Spreizbehandlung und eine kurzfristige Kontrolle.
Hüfte Typ IIb
Liegt nach dem dritten Lebensmonat noch eine verzögerte Knochenentwicklung vor, liegt der Alpha-Winkel zwischen 50° und 69° und der Beta-Winkel zwischen 55° und 70°, dann entspricht die Hüfte Type IIb. Eine Spreizbehandlung ist erforderlich.
Hüfte Typ IIc
Liegt der Alpha-Winkel zwischen 43° und 49° und der Beta-Winkel zwischen 70° und 77°, dann wird eine Hüfte Typ IIc diagnostiziert. Die Hüfte ist gefährdet und luxierbar. Um eine Dysplasie zu verhindern wird eine Hüfte Typ IIc sofort spreizbehandelt.
Hüfte Typ IId, oder D
Bei der Hüfte Typ D, oder Hüfte Type IId liegt der Alpha-Winkel zwischen 43° und 49° und der Beta-Winkel über 77°. Die Hüfte beginnt zu displatzieren und wird im Regelfall mit einem Spreizgips fixiert.
Hüfte Typ IIIa
Der Alpha-Winkel liegt bei unter 43° und der Beta-Winkel über 77°. Der knorpelige Erker ist nach oben verlagert, aber unverändert und die Hüfte Typ IIIa muss eventuell stationär behandelt werden. Die Hüftposition wird korrigiert und ein Spreizgips angelegt.
Hüfte Typ IIIb
Liegt eine Hüfte Typ IIIb vor liegen Alpha-Winkel (unter 43°) und Beta-Winkel (über 77°) im selben Bereich, wie bei der Hüfte Typ IIIa. Der Unterschied liegt darin, dass der Erkerpunkt verändert ist. Eine Hüfte Typ IIIb muss stationär behandelt und mit Spreizgips fixiert werden.
Hüfte Typ IV
Liegt eine vollständige Hüftluxation vor, spricht man von einer Hüfte Typ IV. Der Alpha-Winkel liegt unter 43° und der Beta-Winkel über 77°. Die Hüfte weist eine schwere Dysplasie mit Fehlstellung auf. Eine Hüfte Typ IV muss stationär behandelt werden. Die Lage wird korrigiert und die Hüfte mit einem Spreizgips fixiert.
Kinderorthopädie
Unreife Hüften sind die häufigste Ursache, warum Kinder eine Behandlung bei einem Kinderorthopäden brauche. In den meisten Fällen kann ist die Behandlung durch den Kinderarzt aber ausreichend. Als häufige Gründe für die Behandlung von Kindern nennt diese Praxis für Kinderorthopädie Regensburg Fehlstellungen, wie X-Beine, oder O-Beine. Der Bewegungsapparat der Kinder ist noch im Aufbau. Daher liegen bei Ihnen in erster Linie Haltungsprobleme vor, während Erwachsene häufig aufgrund von Abnützung, oder Verletzungen die Behandlung eines Orthopäden benötigen. Reagiert man rechtzeitig und sorgt für geeignete Gegenmaßnahmen, kann man Folgeschäden in den meisten Fällen vermeiden und Haltungsfehler korrigieren.
Gesundheitsvorsorge
Orthopäden spielen in der Gesundheitsvorsorge der Kinder eine wichtige Rolle. Fehlstellungen und ähnliche Probleme können im Laufe der Zeit massive negative Folgen haben. Es kommt zu einseitiger Abnützung, oder einem Ausweichen, was wieder neue Haltungsfehler verursacht. Während es bei Erwachsenen häufig zu spät ist und der Orthopäde sich mit den Folgen, statt mit den Ursachen auseinandersetzen muss, sieht das bei Kindern anders aus. Hier kann man viel, was falsch läuft, noch korrigieren. Auch nachdem die Hüfte der Kinder ausgereift ist, sollte daher eine Routineuntersuchung beim Orthopäden ganz normal sein. So kann man sehr früh Haltungsfehler erkennen und hat gute Chancen, dem eigenen Kind im späteren Leben Schmerzen zu ersparen.