Es ist eine Meldung aus der Physik, die für Laien nur schwer zu verstehen ist. Nicht zu übersehen ist allerdings die bahnbrechende Wirkung, welche die News auf die Welt der Wissenschaft hat: Mit dem gigantischen Versuchsaufbau CERN in Genf ist es den Physikern allem Anschein nach gelungen, das so genannte Higgs Boson – oder Higgs Teilchen – sichtbar zu machen. Damit könnte eine jahrzehntelange Suche erfolgreich zu Ende gehen.
Das lang gesuchte Higgs Boson ist vermutlich gefunden
Es war eine der längsten und die bei Weitem kostspieligste Suche der bisherigen Wissenschaftsgeschichte. Zehn Milliarden Dollar kostete allein der Bau des Teilchenbeschleunigers in Genf, der jetzt seit zwei Jahren am Netz ist. Der Gesuchte ist dabei mit bloßem Auge nicht zu erkennen, soll aber eine große Wirkung haben: Das Higgs Boson, benannt nach dem britischen Physiker Paul Higgs, ist ein Elementarteilchen, soll das Teilchen sein, das Galaxien, Planeten, Steine, Körper zusammenhält. Es ist das fehlende Puzzlestück im Standardmodell der Teilchenphysik, der elementare Bestandteil, der Masse sich zusammenballen lässt. Die Presse hat dem Boson daher auch den Namen „Gottesteilchen“ verpasst.
Zu 100 Prozent gewiss ist es noch nicht, dass die Wissenschaftler in Genf tatsächlich das lang gesuchte Teilchen gefunden haben. Gejubelt wurde dennoch bereits – denn gewiss ist: Im riesigen Teilchenbeschleuniger der CERN wurde ein bisher noch nie gesehenes Elementarteilchen beobachtet. Dieses bewegt sich mit 125 bis 126 Gigaelektronenvolt – Millionen Elektrovolt – und damit in genau dem Frequenzbereich, in dem Teilchenphysiker das Higgs Boson vermuten. Selbst wenn es sich nicht um das gesuchte Teilchen handelt, ist die Entdeckung für Wissenschaftler aufregend; könnte sie doch zu vollkommen neuen Erklärungsmodellen führen, wie das Universum in seinem Innersten zusammengehalten wird. Physiker halten die Forschungsergebnisse daher für die größte Entdeckung der letzten 30 bis 40 Jahre.
Das Ergebnis ist erst der Anfang einer neuen, langen Suche
40 Jahre dauerte die Suche nach dem Partikel auch bislang. Der mittlerweile 83jährige Paul Higgs durfte die wahrscheinliche Entdeckung des nach ihm benannten Elementarteilchens am vergangenen Mittwoch noch miterleben. Um letztendliche Sicherheit zu gewinnen, worum es sich bei dem Teilchen wirklich handelt, sind allerdings weitere Experimente vonnöten. Das kann einige Monate, aber auch viele Jahre dauern.
Bildnachweis: CMS Higgs Event© Lucas Taylor – cdsweb.cern.ch