Jede Zeit hat ihre Mode und nicht immer gefallen die aktuellen Trends allen. Glockenhosen, oder Stirnbänder sind nur zwei Beispiele von Erscheinungen, die eine Weile lang recht intensiv vorhanden waren und danach wieder verschwanden. Geht man heute auf der Strasse, so begnet man sehr vielen Männern mit Bärten. Ein langer Bart scheint heute zum guten Ton zu gehören. Ist der Bart aber nur eine Modeerscheinung, oder steckt mehr hinter der gepflegten Gesichtsbehaarung?
Bartpflege
Nicht zuletzt ist ein langer Bart auch pflegeintensiv. Wer mit mehreren Zentimetern Barthaar durchs Leben geht, der sollte sich auch mit der Pflege des Bartes beschäftigen. Bartöl, Bartshampoo, Bartwachs, die Bartschere, der Bartkamm und die Bartbürste sind Utensilien, die jeder Bartträger im Schrank hat. Hinter all diesen Produkten stehen zahreiche Unternehmen, die sich auf die Produktion spezialisiert haben, oder sogar nur zu dem Zweck, Bartpflegeprodukte zu vertreiben gegründet wurden, oder die ihr Sortiment erweitert haben. Ein langer Bart ist also auch ein Wirtschaftsfaktor Aber macht das den Bart zu etwas Beständigem, oder ist er trotzdem nur ein Trend?
Langer Bart
Wie so oft wird die Mode von verschiedenen Prominenten begründet, oder populär gemacht. George Clooney, Mel Gibson und Jim Carrey zeigen es vor. Auch ein langer Bart ist absolut tragbar und modern. Männer beginnen also das Projekt Vollbart und lassen sich einen Bart stehen. Dabei sind sie in guter Gesellschaft und je mehr Männer sich für einen Vollbart entscheiden, umso mehr Männer kommen auf die Idee, sich ebenfalls einen Bart stehen zu lassen. Der Trend zum Vollbart ist allerdings nicht neu. Ein langer Bart war vor dem zweiten Weltkrieg üblich. Sieht man sich Portraits berühmter Männer aus dieser Zeit an, dann haben sie eines gemeinsam. Der lange Bart ist Standard.
Der zweite Weltkrieg gegen den Bart
Das Rasieren, das wir heute bequem mit dem Elektrorasierer erledigen, war früher harte Arbeit. In erster Linie kümmerten sich Barbiere um den Bart. Wollte man glattrasiert sein, dann musste man viel Aufwand betreiben und jeden Morgen mit dem Rasiermesser hantieren. King Camp Gilette erfand und perfektionierte die Rasierklinge. Eingespannt in den Rasierhobel bot sie viele Vorteile gegenüber der Rasur mit dem Rasiermesser. Mit dem Rasierhobel war es nicht mehr nötig sich beim Barbier rasieren zu lassen. Manch langer Bart fiel dem Rasierhobel zum Opfer und es wurde langsam, aber unaufhaltsam modern, sich zu rasieren. Mit dem zweiten Weltkrieg und einem Großauftrag des amerikanischen Militärs wuchs Gilette in seiner Bedeutung und die Rasierklinge startete ihren Vormarsch.
High Tech im Bad
Seitdem ist viel passiert und die Technik hat das männliche Gesicht nach und nach erobert. Der Rasierhobel ist schon lange überholt und man arbeitet mit elektrischen Rasierern und modernen Klingensystemen. Gilette ist nach wie vor ein großer Player in der Branche. Die Rasur ist heute eine Kleinigkeit. Mit wenigen Handgriffen ist der Bart gekürzt, oder komplett abrasiert und der Mann sieht gepflegt aus. Aber auch in anderen Bereichen hat sich de Zeit gewandelt. Plastik war, kurz nach seiner Entwicklung, modern und wurde für alles eingesetzt. So wie aber das Plastik seinen Siegesmarsch beendet hat und wir uns wieder auf natürliche Materialien konzentrieren, so gibt es auch in anderen Bereichen eine Trendumkehr. Entschleunigung ist das Zauberwort.
Entschleunigung
Einen Bart zu tragen ist, zugegebener Maßen, unpraktisch. Aber das hat uns Menschen noch nie gestört. Würde der Aufwand und die Bequemlichkeit im Vordergrund stehen, dann würden wir nackt, oder höchstens in der lockeren Jogginghose und dem T-Shirt durchs Leben gehen. Stattdessen quetschen wir uns in schicke Klamotten und stöckeln elegant durch den Alltag. Ein langer Bart bedeutet, dass man sich mit der männlichen Gesichtsbehaarung auseinandersetzen muss. Statt mal eben schnell mit dem Elektrogerät durchs Gesicht zu fahren ist die Pflege des langen Bartes eine Wissenschaft für die man sich Zeit nimmt. Es geht nicht um die Effizienz, sondern um den Genuß.
Genuß
Ein Vollbart ist tatsächlich eine Möglichkeit, sich jeden Morgen etwas Zeit zu nehmen. Zeit für sich. Weg von der effizienten zeitsparenden Rasur, hin zum Einsatz von alten und über Jahrhunderte bewährten Mitteln. Ein bewußter Schritt zurück und zur Entschleunigung. Auch die Barbershops, die in allen Städten eröffnet werden, sind ein Zeichen für diese Entwicklung. Eine Stunde Konzentration auf den eigenen Körper ein Haarschnitt und eine professionelle Rasur mit Bartpflege steht im krassen Gegensatz zum bisherigen Trend, Zeit zu sparen. Bewußt Zeit zu investieren und es sich gut gehen zu lassen ist ein begrüßenswerter Trend. Ein langer Bart passt perfekt zu dieser Entwicklung!